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Gendersensibilität für Einsteiger*innen

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Was ist Geschlecht?

Das Geschlecht eines Menschen ist sehr viel komplexer, als es unsere körperlichen Geschlechtsmerkmale vermuten lassen. Es setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Es besteht aus psychischen, körperlichen und sozialen Faktoren. Im Englischen gibt es Begriffe, die den Unterschied zwischen dem sozialen/psychologischen Geschlecht (Gender) und dem körperlichen/biologischen Geschlecht (Sex) ausdrücken. Obwohl diese Unterscheidung mehr bietet als der deutsche Geschlechterbegriff, kann auch hier das Spektrum der Geschlechteridentifikationen nicht abgedeckt werden. Es gibt Menschen, die sich mit dem ihnen zugeordneten Geschlecht identifizieren können und es gibt Menschen, die Unstimmigkeiten empfinden und sich in der ihnen zugeordneten Geschlechtsidentität nicht wiederfinden können.

Begriffe

Das System Geschlecht ist in unserer Gesellschaft binär. Das bedeutet, dass oft angenommen wird, dass es nur zwei Geschlechter gibt – Mann und Frau. Diese Annahme nennt man auch Heteronormativität. Es gibt jedoch weit mehr als diese beiden. Die folgenden kurzen Definitionen sollen einen Überblick über gängige Begriffe geben, die häufig im Diskurs über Geschlecht verwendet werden.

Sex ist der englische Ausdruck für das körperliche/biologische Geschlecht. Dieses wird uns bei der Geburt aufgrund einer Kombination aus Genitalien, Chromosomen und Hormonen zugeordnet. Das biologische Geschlecht ist relevant, da anhand dessen Erwartungen an uns gestellt werden. Geschlechterrollen entstehen geknüpft an das biologische Geschlecht.

Bild von Towfiqu Barbhuiya von unsplash

Sprache ist Macht?!

Was unsere Sprache ausdrückt – und was nicht

Unsere Sprache drückt viel aus. Wenn wir uns davon verabschieden, eine geschlechtssensible Sprache als Auflage der “politischen Korrektheit” zu verstehen, können wir mit unserer Sprache Respekt vor der Identität anderer Menschen ausdrücken. Wir können sowohl respektvoll mit den Wünschen der Menschen umgehen, als auch gegenüber der Einzigartigkeit von Identität und Geschlechtsidentität anderer Menschen. Wie wäre es, in einer Gesellschaft zu leben, in der Menschen, die andere Pronomen und Begriffe verwenden, respektiert werden und ihre Bedürfnisse nicht als absurd dargestellt würden?

Die Bereitschaft, die eigene Sprache anzupassen, sagt viel über uns aus. Sind wir bereit, uns auf ein Thema einzulassen? Ist das Thema der Genderdiversität ein lästiges Thema, bei dem wir hoffen, dass es schnell wieder verschwindet und übersehen dabei die von Ausgrenzung betroffenen Menschen? Oder ist es für uns möglich, offen auf Menschen zuzugehen, ihnen zuzuhören und ihre Bedürfnisse zu verstehen?

Für manche trans* und nicht-binäre Menschen ist es sehr schmerzhaft, wenn andere die falschen Pronomen oder Bezeichnungen verwenden (Misgendering). Um zu vermeiden, dass sich Menschen verletzt fühlen, bietet es sich daher an, einen Blick auf deren Bedürfnisse zu richten, um allen respektvoll zu begegnen. Das Thema der politischen Korrektheit sollte hier keine Rolle spielen, da es um das Achten der Identität anderer geht.

Viele empfinden es als sehr positiv, wenn andere sich Mühe geben, die eigene Sprache sensibel zu gestalten. Dabei ist es auch in Ordnung, Fehler zu machen, da deren Verwendung am Anfang schwer sein kann. Indem du Fragen stellst, kannst du deine Offenheit signalisieren und damit zum Wohlergehen beitragen:

Mit welchen Pronomen möchtest du angesprochen werden?

Welche Begriffe passen für dich am besten?

Zwar wird häufig argumentiert, dass die Veränderung von Sprache mühsam ist, dem sollte aber mit dem Leid der betroffenen Menschen entgegnet werden. Die Anpassung der Sprache signalisiert also, dass wir die Bedeutung und Selbstbestimmung der Geschlechtsidentität anderer anerkennen.

Auch das Argument, dass der Gender Gap, also die Lücke die beim Sprechen entsteht, wenn wir bspw. das Wort Lehrer*in aussprechen, die deutsche Sprache kaputt mache und den Sprachfluss hemme, ist meist vorgeschoben: der Gap ist bereits in der deutschen Sprache vorhanden. Ein Beispiel hierfür ist das Wort Spiegelei, welches wir Spiegel:ei aussprechen.

 

Bild von LGBTQ Demonstration
Hanna Voggenhuber

Tipps für
Gendersensible Sprache

Gendersensible Sprache sorgt dafür, dass sich alle Menschen angesprochen und wertgeschätzt fühlen. Mit ein paar einfachen Tipps lässt sie sich leicht in den Alltag integrieren – ohne kompliziert oder umständlich zu sein. Hier zeigen wir, wie das geht!

MEHR ERFAHREN

Wichtigkeit einer gendersensiblen Arbeit

Wenn du dich mit Themen wie sozialer Gerechtigkeit oder den SDGs auseinandersetzt, sollte das Thema der Geschlechtergerechtigkeit dort ebenfalls genügend Raum finden.

Gerade für jüngere Menschen, die sich politisch engagieren möchten, wird es zunehmend relevanter, wie mit Geschlechter- und queeren Themen umgegangen wird. Für junge Menschen ist häufig Offenheit und Gleichberechtigung ein wichtiges Thema. Deshalb sollten auch die Bedürfnisse von trans* und nicht-binären Menschen berücksichtigt werden. Gerade in Deutschland tut sich momentan viel in diesem Bereich, so wurde zum Beispiel im November 2024 das Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag (SBGG) verabschiedet, das für trans*, intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen die Änderung des amtlichen Geschlechtseintrags vereinfachen soll.

Gendersensible Arbeit ist auch ein Beitrag zur Gleichstellung aller Geschlechter. Trans* und nicht binäre Menschen werden in der Öffentlichkeit oft nicht wahrgenommen oder stigmatisiert. Durch gendersensible Sprache wird mehr Sichtbarkeit geschaffen.

Letztendlich kommt der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit allen zugute, da es die Zuweisung in Geschlechterrollen vermindert und unterschiedliche Lebensbedingungen berücksichtigt.

Wie kann ich Räume und Veranstaltungen inklusiver gestalten?

Schaffe eine Toilette, die für alle Geschlechter zugänglich ist.

Alternativ kannst du auch einen Toilettenraum für alle Geschlechter und einen für FLINTA* Personen (Frauen, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) schaffen. Ziel ist es, die Binarität abzubauen, damit sich niemand zuordnen muss und gleichzeitig die Verletzlichkeit bestimmter Personen zu respektieren und diese zu schützen.

Wenn Hygieneartikel bereitgestellt werden, verteile sie in beiden Toilettenräumen. Mülleimer sollten auch in allen Toiletten bereitstehen.

Wenn Veranstaltungen mit Übernachtungen anstehen, teile die Schlafräume nicht nach Männern und Frauen auf. Stattdessen kannst du dich an den Bedürfnissen der Teilnehmenden orientieren. Zimmer können auch in FLINTA* und offene Zimmer eingeteilt werden.

Wenn du für eine Methode Teilnehmende in Gruppen einteilen möchtest, versuche dies nicht anhand der Genderidentität zu machen, sondern suche dir andere Eigenschaften, bspw. die Farbe des Oberteils oder den Anfangsbuchstaben des Vornamens.

Und das Wichtigste zum Schluss: Sei offen für Feedback und hole es dir ein.

Bild einer Toilette mit Zettel: Ein Sitzklo und ein Stehklo
Sitz- und Stehklo

Inklusive Gestaltung von toiletten – ein beispiel

Das Bild links ist ein schönes Beispiel, wie Toilettenräume recht einfach und ohne viel Aufwand inklusiv gestaltet werden können.

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