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Weltbaustelle Essen

September / Oktober 2017

Das Wandbild in Essen zeigt eine Eulen auf Beutejagt. Sie hält eine Maus im Schnabel, die jedoch keine gewöhnliche Maus ist, sondern Elemente einer Rakete aufweist. Unter ihr krabbeln Ameisen mit beschriebenen Papierschnipseln beladen. Sie fressen Bildung.

Dreilindenstraße 70, 45128 Essen

Das Wandbild in Essen. Foto: Simone Neumann

Die Essener Weltbaustelle führten wir gemeinsam mit Exile Kulturkoordination e.V. durch. Künstlerisch setzten wir mit Gabor Doleviczenyi aus Essen und Bastardilla aus Kolumbien auf eine deutsch-kolumbianische Kooperation. Am 21. September 2017 feierte die Weltbaustelle in Essen ihren Auftakt. Am 4. Oktober 2017 wurde die Weltbaustelle Essen dann im Rahmen eines Nachbarschaftsfestes offiziell eröffnet.

Das Programm der Weltbaustelle Essen

Hier nochmal ein Überblick über die vergangenen Veranstaltungen der Weltbaustelle Essen:

  1.    Am 20.09.2017, 19 Uhr, hält Clemens Ronnefeldt in Kooperation mit dem Essener Friedens-Forum einen Vortrag zur Frage „Globale Eskalation oder Rückkehr zur Vernunft?“.
    Ort: VHS Essen, Burgplatz 1.
  2.    Am 21.09.2017, 17 Uhr, findet die Eröffnungsfeier der Weltbaustelle Essen im Rahmen eines Nachbarschaftstreffens.
    Ort: Garten Dreilindenstraße 70.
  3.    Ebenfalls am 21.09.2019, 19 Uhr, präsentiert Dr. Dirk Dütemeyer den Zwischenstand des Klimaforschungsprogrammes des Projektes „GRowEEN“ über die Wirkung von Pflanzen auf das Klima.
    Ort: VHS Essen, Burgplatz 1.
  4.    Am 25.09.2017 findet ab 19:30 Uhr eine „Tape Art-Aktion“ mit anschließender Diskussionsrunde „Guck mal über’n Tellerrand – Kultur macht’s möglich!“ statt, mit der Frage, wie Kunst und Kultur die Umsetzung der SDGs unterstützen können. Organisiert wird der Abend von der Gesprächsreihe „Politischer Salon Essen“. Anmeldung unter: politischer-salon-essen@exile-ev.de.
    Ort: Café Central International, Grillo-Theater, Theaterplatz 11.
  5.    Am 23./24.09.2017 steht die Arche Noah Essen auf dem Kennedyplatz, eine Bühne für Beiträge zur bundesweiten Interkulturellen Woche.
    Ort: Kennedyplatz, Essen.
  6.    Am 27.09.2017, 19 Uhr, findet eine Podiumsdiskussion zum Thema „Klimafreundlicher Nahverkehr – Konzepte, Ideen, Potenziale“ statt.
    Ort: VHS Essen, Burgplatz 1.
  7.    Immer samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr: Besichtigungen, Kaffeeverkostung und Informationen zum Anbau, Verarbeitung und Konsum von Kaffee, Zucker und Baumwolle im neu gestalteten Kaffeegarten-Ruhr.
    Ort: GRUGA-Park, Eingang Mustergärten.
  8.    Am 04.10.2017, 16:30 Uhr, wird die Fertigstellung des Essener Wandbildes gefeiert.
    Ort: Dreilindenstraße 70.

Die Künstler*innen der Weltbaustelle Essen

Gabor Doleviczenyi
Gabor Doleviczenyi, Jahrgang 1979, ist Künstler und Graffiti-Writer in Essen. Er hat Kommunikationsdesign studiert und ist Mitbegründer des Kunstvereins Port e.V. In Essen wirkte er bereits beim größten Wandbild der Stadt mit, das in Zusammenarbeit mit der von ihm geleiteten Künstlerplattform „Zinnober-Fassaden” an einer RWE-Umspannanlage entstand. Neben seiner Arbeit als Wandbildgestalter arbeitet er als Bühnenbild-Designer. Seine vielfältigen Werke und Installationen waren in vielzähligen Ausstellungen im Ruhrgebiet und im Ausland zu sehen. 

Bastardilla
Bastardilla ist eine kolumbianische Straßenkünstlerin, die ausdrucksstarke Bilder in öffentlichen Räumen und Plätzen zu Themen wie Geschlechterungleichheit, Neokolonialismus, kollektiver Erinnerung und anderen politischen Themen gestaltet. Ihre Werke spiegeln eine Mischung aus verschiedenen Kunstgenres wieder. Von Anfang der 2000er-Jahre bis heute ist sie zu einer der bedeutendsten Künstlerinnen der lateinamerikanischen Street Art Szene geworden. Dabei erstellt sie sowohl in kleinen städtischen Ecken versteckte Bilder, als auch große Wandgemälde und Gemeinschaftsprojekte. Die beiden Künstler*innen haben bereits im Jahr 2012 in Essen gemeinsam mit weiteren Künstler*innen Wandbilder auf den Schallschutzwänden der A40 mitgestaltet.

Unser Kooperationspartner in Essen

EXILE-Kulturkoordination

Exile Kulturkoordination e.V. ist eine Non-Profit-Agentur für internationale und interkulturelle Kultur- und Bildungsprojekte. Der Verein fördert die interkulturelle Öffnung unserer Gesellschaft. Durch internationale und interkulturelle Zusammenarbeit will Exile Kulturkoordination das große Potenzial kultureller Vielfalt und Synergieeffekte auf Augenhöhe stärken. Dafür nutzt der Verein Musik, Theater, Literatur und Kunst, um den Zugang zu Perspektiven und Lebenserfahrungen von Menschen in und aus anderen Ländern und Kontinenten zu ermöglichen und unterstützt dabei Künstler*innen, Autor*innen, Musik- und Theatergruppen. Somit betreute Exile Kulturkoordination u.a. die Auftritte des Hope-Theaters Nairobi mit ihrem bekannten Stück „Fair Trade Play“ in den Jahren 2010 bis 2014.

Interview mit Gabor Doleviczenyi aus Deutschland

Warum hast du dich dazu entschieden das Projekt „Weltbaustellen NRW” durch deine Arbeit zu unterstützen und ist dies das erste Mal, dass du politische Themen mit deiner Kunst ansprichst?

Weil es eine riesengroße Ehre ist als Künstler hier an so einem Projekt frei mitmachen zu können. Dieses Vertrauen was man da bekommt. Es war für mich eine Ehrensache da mitzumachen. Grundsätzlich arbeite ich nicht immer politisch, aber wenn sich eine Möglichkeit ergibt, tue ich das gerne.

Was ist das Thema eures Wandbildes und wieso habt ihr diesen Schwerpunkt gewählt?

Im Endeffekt haben wir uns zum SDG 4 mit dem Thema Bildung äußern wollen, weil wir uns gesagt haben, dass das irgendwo das fundamentalste Thema von allen ist, weil nur mit einer guten Ausbildung, mit einer guten Allgemeinbildung, bist du in der Lage wirklich global zu denken und das alles zu verstehen und dann nachher auch in die Tat umzusetzen, was in den anderen 16 Zielen angeboten wird.

Wie habt ihr dieses Thema in eurem Bild dargestellt?

Uns war wichtig, dass wir nicht eins zu eins irgendwas vorgeben. Also so eine Symbolik wie das Buch oder die Feder oder dergleichen kamen für uns nicht in Frage und insofern haben wir uns nun für ein sehr offenes Motiv entschieden. Es ist im Endeffekt eine fabelhafte Situation von Tieren, die in einer wunderschönen, bunten Welt umherkraxeln, fliegen, klettern und [Bildung fressen]. Ich denke man sollte sich das angucken und für sich selber irgendwo diese Frage zu beantworten „Was hat das jetzt mit Bildung zu tun?”

Hast du bereits persönliche Erfahrungen mit dem Thema eures Wandbildes gemacht?

Ich bin Familienvater, ich habe vier Kinder und Bildung ist für mich ein ganz wichtiges alltägliches Thema, weil meine Kinder zur Schule gehen. Bildung fängt, wenn man so will, im Kindergarten an. Soziale Probleme innerhalb einer Gruppe zu bewältigen, seine Bedürfnisse zur Geltung zu bringen, aber auch die der anderen zu respektieren und das irgendwie mit Regeln, die dann sozusagen keine eskalative Gruppendynamik ergeben, da fängt für mich das ganze Thema schon an. Meine Tochter, meine älteste, die ist jetzt Richtung Gesamtschule und das sind dann auch wichtige Entscheidungen in Bezug auf Bildung und auch irgendwo wie ist der Charakter der einzelnen Kinder, wer geht welchen Weg oder möchte welchen Weg gehen und insofern stecke ich da mitten drin.

Was möchtest du bei den Betrachtern eures Wandbildes auslösen? Welche Wirkung soll es auf seine Betrachter haben?

Im Idealfall geht der Betrachter nicht einfach dran vorbei und denkt sich „Ach ja, schön bunt!”, weil oftmals wird das, was im öffentlichen Raum stattfindet an Kunst, nur unterschieden in Schmiererei und schön bunt. Und ich fände es schön, wenn man daran vorbeigeht und sich einen Moment nimmt, um darüber nachzudenken: „Was sehe ich da jetzt?”, „Wie könnte ich das für mich deuten?”, „Was hat das für eine Bedeutung?” oder im Idealfall sogar, dass man mit demjenigen, mit dem man gerade unterwegs ist, oder mit wildfremden Menschen in Austausch tritt. Das wäre für mich sozusagen das Tor, was es zu schießen gilt.

Wie würdest du eure Arbeit abschließend bewerten? Welche Herausforderungen und Chancen bietet die Zusammenarbeit mit einem Künstlerin aus einem anderen Land, in deinem speziellen Fall mit Bastardilla aus Kolumbien?

Ich bewerte das Bild mit A++++ (lacht) und es war mir eine riesengroße Freude mit dieser Künstlerin zu arbeiten, weil sie völlig anders ist als ich selber, der auch oftmals künstlerische Kompromisse eingeht, weil einfach irgendwie Brötchen nach Hause gebracht werden müssen. Sie ist eine völlig puristische Künstlerin, die wirklich konsequent für die Kunst ihre Sache macht. Ich fühle mich tierisch bereichert im Moment. Es war eine super gute Zeit. Sie war anstrengend, sie hatte Höhen und Tiefen, aber ist einfach total geil gewesen. Ein so ein Beispiel wäre, wenn man selber darauf achtet, dass es nirgendwo Läufer gibt. Bastardilla sagt dann: „Ja aber wie, das ist doch Handarbeit, das ist doch ganz natürlich?!” Das ist dann nur eine Kleinigkeit, aber sowas tut irgendwie total gut.

Interview von Phyllis Stiller (FÖJ 2017/18)
Foto: Merlin Tietjen

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