Die Weltbaustelle Köln bei der Urban Art Kampagne Weltbaustellen NRW zu den Globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung des Eine Welt Netz NRW

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Weltbaustelle Köln

Grimmstraße 8, 50823 Köln

Das Wanbild in Köln von Captain Borderline.

Die Kölner Weltbaustelle ist zusammen mit dem Allerweltshaus Köln entstanden. Im September 2016 ging es los: An zwei Wänden des Spielplatzes Grimmstraße/Ecke Wissmannstraße ließen der Künstler Jaime Rodriguez und die Crew von Captain Borderline ein doppeltes Wandbild zu dem Thema Ungleichheit in der Welt entstehen. Damit greifen sie das Ziel 10 der Globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung auf. Die Malphase wurde vor Ort in Köln durch ein weitgefächertes Rahmenprogramm begleitet.
Das Bild links zeigt leider nur das Wandbild der Captain Borderline Crew, doch in der unten aufgeführten Bildergalerie finden Sie beide Kölner Wandbilder.

Das Programm der Weltbaustelle Köln

Hier nochmal ein Überblick über die vergangenen Veranstaltungen der Weltbaustelle Köln:

Serge Palasie und Mirgrafrica zeigten gleich zu Beginn neue Perspektiven mit der Veranstaltung „Fluchtursachen erkennen” auf.

Bei einem lockeren Come Together am 08.09.2016 konnten Einblicke in die Entwicklung der Wandbilder genommen und im Stile einer ART PARTY mit Musik und Picknick über die Bedeutung des Kunstwerks parliert werden.

Die vorletzte Septemberwoche bot geradezu ein Feuerwerk an verschiedenen Aktivitäten, die im Rahmen der Weltbaustellen stattfanden, von der Fair Trade Night, über Expressions und ein Public Dinner, hin zu dem großen Menschenrechtspicknick mit FIAN im Menschenrechtspark anlässlich des seit 50 Jahren bestehenden UN-Sozialpaktes.

Die Künstler der Weltbaustelle Köln

Captain Borderline Crew
Die Künstlergruppe Captain Borderline, bestehend aus den Künstlern A. SignL, B. Shanti, Dabtar und M. Wallace, ist seit nun 10 Jahren mit Kunst im öffentlichen Raum vertreten. Begonnen hat alles mit unikaten bemalten Aufklebern sowie bemalten Brettern und Schallplatten, welche dann im öffentlichen Raum angebracht wurden. In der weiteren Entwicklung spezialisierte sich Captain Borderline auf großformatige unikat bemalter Poster und deren bewusste, genaue Platzierung in der Stadt. Zudem werden auch immer wieder große, legale Wandbemalungen (Murals) durchgeführt. Einige dieser Murals sind auch bereits in Köln Ehrenfeld zu sehen. Inhaltlich ist die Künstlergruppe darum bemüht, aktuelle sowie zeitlose soziale, politische, gesellschaftliche, menschliche und spirituelle Probleme bzw. Themen ironisch darzustellen und dabei das Gleichgewicht zwischen dem Hinweis auf das Problem und den eigenen Lösungsvorschlägen zu halten. Captain Borderline versucht die Themen mit einem weinenden und einem lachenden Auge darzustellen, mit dem Ziel, die Betrachter einen Moment in die Gegenwart zu holen und die damit einhergehenden positiven Emotionen zu stimulieren.
Für Captain Borderline war und ist es wichtig immer wieder die bestehenden Grenzlinien in der Gesellschaft und im kollegialen Denken aufzuzeigen, um diese dann mit neuen schöpferischen Ideen wegzuradieren um eine frei gestaltbare Gegenwart und eine lebenswerte Zukunft zu erschaffen.

Jaime Rodriguez
Jaime Rodriguez stammt aus Mexiko und lebt nun in Köln. Er stellte seine Kunst an unterschiedlichen Orten aus, darunter bei der temporären Ausstellung „Mexiko am Nabel der Welt” im Generalkonsulat von Mexiko in Frankfurt am Main und bei Ausstellungen in Köln. Jaime Rodriguez hat schon einmal für das Allerweltshaus in Köln gearbeitet, als er die obere Front des Allerweltshauses künstlerisch gestaltet hat. 

Unser Kooperationspartner in Köln

Allerweltshaus Köln 

Das Allerweltshaus Köln e.V. gibt es seit 1987. Als private Initiative von engagierten Einzelpersonen gegründet, betreibt das Allerweltshaus seit über 20 Jahren ein interkulturelles Begegnungszentrum in Köln-Ehrenfeld und macht entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Bekämpfung von Rassismus und einer Politik der sozialen Ausgrenzung. Durch Auseinandersetzung mit den Folgen der Globalisierung möchte es dazu beitragen, Probleme im weltweiten Zusammenhang zu diskutieren. Das Allerweltshaus tritt ein für solidarisches Handeln mit sozialen Bewegungen hier und in den Ländern des Globalen Südens. Hier wie dort stehen sich fortschreitende Umweltzerstörung, Verarmung, Verachtung und Vernachlässigung der Schwachen, die Einschränkung von politischen Rechten und organisierte Verantwortungslosigkeit auf der einen Seite, sowie ungebremste Profitinteressen und die schamlose Zurschaustellung von Reichtum auf der anderen Seite, gegenüber. Kritiker dieses Zustands werden in vielen Ländern verfolgt, mundtot gemacht, in ihrer Existenz vernichtet oder - wie bei uns - immer öfter als „Sozialromantiker” verhöhnt. Soziale Gerechtigkeit, Achtung der Menschenrechte sowie Verantwortung für die nachkommenden Generationen durch umweltgerechtes Wirtschaften sind die Leitlinien der handlungsorientierten Arbeit des Allerweltshaus Köln.

Interview mit der Crew von Captain Borderline aus Deutschland

Warum habt ihr euch dazu entschieden das Projekt „Weltbaustellen NRW” durch eure Arbeit zu unterstützen und ist dies das erste Mal, dass ihr politische Themen mit eurer Kunst ansprecht?

Wir sind generell an einer Zusammenarbeit mit anderen politischen bzw. sozial agierenden Organisationen interessiert, vorausgesetzt unsere Visionen sich ähnlich. Das Allerweltshaus Köln und seine verschiedenen sozialen Projekte bzw. die Weltsicht des Eine Welt Netz NRW finden wir sehr gut. Das bedeutet konkret die Bekämpfung der wachsenden globalen sozialen und kapitalen Ungleichheit, sprich Ausbeutung menschlicher, tierischer und natürlicher Ressourcen. Da die UN ein guter (theoretischer) Ansatz ist und die SDGs auch für uns teilweise unterstützenswert sind, haben wir uns nach Pro-Contra-Abwägungen dazu entschlossen zu partizipieren.
Die Idee einen „Südkünstler“ [in diesem Fall Jaime Rodriguez aus Mexiko] mit seiner spezifischen Sicht auf das von uns gewählte Thema „Ungleichheit“ und einen Nordkünstler [in diesem Fall die Captain Borderline Crew aus Deutschland] das Konzept des Wandgemäldes gemeinsam erarbeiten zu lassen sprach uns an. Dadurch kann eine umfassendere kulturelle Sicht auf das Thema entstehen.
Das Ansprechen von sozialen, politischen, psychologischen Themen ist der Kerninhalt unserer Kunst.

Was ist das Thema eures Wandbildes und wieso habt ihr diesen Schwerpunkt gewählt?

Das Thema ist „Ungleichheit“ (SDG 10). Vor dem Beginn des „Weltbaustellen”-Projektes hatten wir uns schon seit ca. einem Jahr intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Der Impuls dazu kam von einer Oxfam Studie aus dem Jahre 2016, welche besagte, dass mittlerweile 1% der Menschheit ca. 50% des globalen Geldvolumens besitzen. Als wir mit dem Bild begonnen haben, waren es bereits 51%. Da wir diese Tatsache als eine der Hauptursachen aller humanen Probleme erachten und dieser Fakt für uns einfach unglaublich ist, wollten wir dies künstlerisch auf jeden Fall kommentieren.

Wie habt ihr dieses Thema in eurem Bild dargestellt?

Da wir zwei nebeneinander befindliche, große Wände zur Verfügung hatten entwickelten wir mit unserem Künstlerkollege Jaime das Konzept auf der einen Wand in Schwarz-Weiß und düsteren Grautönen den krassen Jetztzustand abzubilden und im Gegensatz dazu auf der anderen Wand eine utopische, positive Alternative darzustellen.
Wir von der Captain Borderline Crew haben den negativen Jetztzustand gemalt. Zu sehen ist ein gigantischer Mix aus einer 51 „PerCENT” Münze, welche die globale Geldsumme im Besitz der 1% der Superreichen darstellt, die gleichzeitig eine Insel mit Palme ist. Diese Münzinsel, die eine Anspielung auf die Steueroasen und die Besitztümer der Superelite ist, legt gerade vom Festland ab und begibt sich auf eine unklare Reise. Auf dem brüchigen Festland stehen Polizisten und Militär bereit, um diese elitäre Reise abzusichern.

Dahinter sind Kamerateams, welche das Ganze filmen und veröffentlichen. Denn es ist ja ein öffentlicher Tatbestand und kein Geheimnis. Dahinter wiederum steht der Betrachter und kann sich sein Bild von der Situation machen. Leider scheint es die Masse der Menschen aber nicht in dem Maße zu verstören, wie dies angesichts dieser Ungeheuerlichkeit eigentlich der Fall sein müsste.

Habt ihr bereits persönliche Erfahrungen mit dem Thema eures Wandbildes gemacht?

Ja, denn viele Menschen, denen wir das Bild aus unserer Sicht erklärt haben, sagten uns, dass man diese Entwicklung ja eh nicht stoppen könne. Der allgemeine Konsens war, dass die da oben ja eh machen würde, was sie wollen.

Was möchtet ihr bei den Betrachtern eures Wandbildes auslösen? Welche Wirkung soll es auf seine Betrachter haben?

Im Idealfall sollte es einen Schock auslösen, denn nichts anderes wäre angebracht, wenn man versteht, was es bedeutet, dass 1% der Superreichen über die Hälfte des Gesamtgeldvolumens dieser Welt besitzen. Nach dem Schock könnte der Einzelne sich überlegen, was er aktiv dazu beitragen könnte, um diesen Zustand zu ändern.

Wie würdet ihr eure Arbeit abschließend bewerten? Welche Herausforderungen und Chancen bietet die Zusammenarbeit mit einem Künstler aus einem anderen Land, in eurem speziellen Fall mit Jaime aus Mexiko?

Die Zusammenarbeit war sehr angenehm. Die Verständigung und Kommunikation zwischen Hausbesitzer, Projektleitung und Künstlern war nicht optimal, aber die Wandbilder sind fertig geworden und für jeden sichtbar und darum ging es uns in erster Linie. Politische Wandbilder sind allgemein schwer vermittelbar. Das Wandbild von Jaime ist sehr gelungen und die Kombination unser beider Wandbilder funktioniert sehr gut.

Interview von Phyllis Stiller (FÖJ 2017/18)

Interview mit Jaime Rodriguez aus Mexiko

Warum hast du dich dazu entschieden das Projekt „Weltbaustellen NRW” durch deine Arbeit zu unterstützen und ist dies das erste Mal, dass du politische Themen mit deiner Kunst ansprichst?

Die Gelegenheit, an dem „Weltbaustellen”-Projekt teilzunehmen, welches versucht, die Probleme unter denen unsere Welt sowie unsere Gesellschaft leidet aus der Perspektive der Wandmalerei, einer beliebten Kunst in den Städten, darzustellen, hat mich fasziniert.
Außerdem wurde ich vom Allerwelthaus Köln eingeladen, an dessen Gebäude ich bereits zuvor ein anderes Wandgemälde, ein dreiteiliges Bild zu dem Thema Menschenrechte, gestaltet hatte. Die Zusammenarbeit hatte mir bereits damals sehr viel Freude bereitet weswegen ich auch dieses Mal gerne zugesagt habe.

Was ist das Thema eures Wandbildes und wieso habt ihr diesen Schwerpunkt gewählt?

Das große Oberthema unseres Wandbildes ist eine voranschreitende Gleichberechtigung durch das Abbauen von Ungleichheiten (SDG 10). Um ein Gleichgewicht zwischen den einzelnen Nationen zu erreichen, bedarf es der Zusammenarbeit und des Austausches dieser Nationen (SDG 17).
Das Wandgemälde ist zweigeteilt und eine Kollaboration zwischen dem deutschen Künstlerkollektiv Captain Borderline und mir. Das bedeutet, dass Captain Borderline die industrialisierte Gesellschaft Deutschlands repräsentieren und ich Mexiko mit einer weniger industriellen Entwicklung. Die Wandmalerei stellt also eine Art Dialog zwischen der ersten und der dritten Welt dar.

Wie habt ihr dieses Thema in eurem Bild dargestellt?

Wir haben unser Thema unter der Berücksichtigung der Besonderheit, dass unsere Wandmalerei auf zwei aneinandergrenzenden Zwillingsgebäuden entstehen sollte, verwirklicht. Beide Gebäude haben die gleichen Proportionen und die gleiche Größe.
Auf dem einen Gebäude haben Captain Borderline unsere momentane Realität dargestellt, in der Geld als Ziel, als sinngebend, definiert ist und in der globale Konflikte dadurch provoziert werden.
Auf dem anderen Gebäude habe ich eine utopische Welt erschaffen, in der Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen harmonisch zusammenleben, eine gesunde Technologie sich mit der Entwicklung einer Gesellschaft verbindet, Bildung und Kultur zentrale Werte sind, die von allen Teilhabenden der Gesellschaft gleichermaßen wertgeschätzt und gefördert werden und die Menschen sich von dem ernähren, was die Natur ihnen gibt, das heißt in diesem Fall von Obst und Gemüse, dass von der Kommune selbst in kleinem Stil angebaut wird.
Die von mir dargestellte Welt ist quasi eine Zusammenführung des globalen Südens und Nordens. Es geht, wie bereits gesagt, nicht darum, eine Lebenswelt als besser oder schlechter zu kritisieren, sondern aus dem Dialog der beiden Welten eine neue, utopische Welt mit neuen Handlungsmustern herauszuarbeiten.

Hast du bereits persönliche Erfahrungen mit dem Thema eures Wandbildes gemacht?

In meinem Wandgemälde repräsentiert der Mais das Grundnahrungsmittel, das uns die Felder geben und das unsere Städte ernährt. Er repräsentiert, wie wichtig es ist, gesunde und nachhaltige Ernährung zu fördern und dadurch eine nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung der Gesellschaft herbeizuführen. Denn Nahrung ist ein Grundbedürfnis ohne das keine Entwicklung stattfinden kann. Wir hatten gerade ein Projekt mit einem Kollektiv in Zuge dessen wir eine Performance zum Thema Mais gestalten haben. Dieses Projekt richtete sich gegen die Genmanipulation und die Benutzung von Pestiziden, die große Auswirkungen auf die Natur und die Menschen haben.

Was möchtet ihr bei den Betrachtern eures Wandbildes auslösen? Welche Wirkung soll es auf seine Betrachter haben?

Mein Wandgemälde soll den Betrachtern zeigen, dass eine Welt, in der Menschen in Harmonie und Respekt mit der Natur leben und in der verschiedene Kulturen im Austausch, in Akzeptanz und in Gleichheit zusammenleben, möglich ist und dass diese Welt sogar wertvoller, realer und weniger stressig sein könnte als unsere jetzige Welt. Viele Menschen haben Vorurteile gegenüber der einen oder der anderen Lebenswelt. Mein Bild soll diese Vorurteile abbauen und den Blick für die Lebenswelten anderer Menschen, Kulturen und Nationen öffnen.

Wie würdest du eure Arbeit abschließend bewerten? Welche Herausforderungen und Chancen bietet die Zusammenarbeit mit Künstlern aus einem anderen Land, in deinem speziellen Fall mit Captain Borderline aus Deutschland?

Mit dem Team der Captain Borderline Crew zusammenzuarbeiten war eine exzellente Erfahrung. Deshalb würde ich sehr gerne nochmal in Absprache mit ihnen zusammenarbeiten, vielleicht sogar mal in einem anderen Land.

Interview von Phyllis Stiller (FÖJ 2017/18)

Download der Kampagnenzeitung Köln.

Bildergalerie: Weltbaustelle Köln

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